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12. Juni 2022
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12. Juni 2022
Viele Menschen träumen von der finanziellen Freiheit. Man macht eine Weltreise, liegt an den schönsten Stränden der Welt, schlürft einen Cocktail und muss sich um nichts Sorgen machen, denn das Geld kommt von irgendwoher auf das Konto.
Zugegeben, dieses Szenario klingt zu schön um wahr zu sein. Aber zumindest den letzten Faktor kannst Du wirklich aktiv beeinflussen. Das Schlagwort ist hier: Passives Einkommen aus Dividenden. Doch weil wir uns nicht mit langen Aktienanalysen aufhalten wollen, schauen wir uns Dividenden-ETFs an. Hier gibt es eine große Auswahl. Du kannst selbstverständlich auch einen neutralen MSCI World in der ausschüttenden Variante auswählen, doch gibt es auch spezielle Dividenden-ETFs wie z.B. den Vanguard FTSE All-World High Dividend Yield UCITS ETF oder den SPDR S&P Global Dividend Aristocrats UCITS ETF.
Dividenden sind für viele Anleger sehr interessant, manche nennen sie sogar „moderne Zinsen“. Bekommt man auf dem Konto normalerweise keinerlei Zinsen mehr, kann man mit guten Dividenden-ETFs mehr als 3 Prozent Dividendenrendite pro Jahr erwirtschaften. Dividenden-ETFs können auch zur Stabilisierung des Depots dienen, denn starke Dividenden-Aktien gelten oft als konservativ und schwankungsarm.
Doch bevor Du Dich jetzt blind auf Dividenden-ETFs stürzt, solltest Du zunächst die Basics von Dividenden verstehen. Dividenden sind Teile des Gewinns eines Unternehmens, die an die Aktionäre ausgezahlt werden. Das heißt, das Unternehmen lässt seine Aktionäre direkt an seinem Gewinn partizipieren. Das Unternehmen selbst definiert in jedem Jahr einen bestimmten Anteil seines Gewinns, den es an seine Aktionäre auszahlen möchte. In der jährlichen Hauptversammlung können die Aktionäre dann über diesen Vorschlag abstimmen.
Nicht jedes Unternehmen schüttet Dividenden aus. So zahlt zum Beispiel Amazon keinen Cent an Dividende, sondern investiert seinen Gewinn sofort wieder in das eigene Unternehmen und in seine Expansion. Auch Unternehmen, die noch keinen Gewinn einfahren, zahlen keine Dividenden aus und wenn doch, solltest Du stutzig werden.
Ob Du berechtigt bist, eine Dividende von dem Unternehmen zu erhalten, hängt auch davon ab, wann Du die Aktie in Dein Depot geholt hast. Wichtig ist, dass man die Aktie vor dem Ex-Tag in seinem Depot hat. Der Ex-Tag ist der Tag, ab dem eine Aktie ohne das Recht auf die Dividende gehandelt wird. Den Ex-Tag kannst Du für jedes Unternehmen ganz leicht durch Google finden.
Oft habe ich auch schon den Plan gehört, dass man doch eine Aktie kaufen und nach dem Erhalt der Dividende einfach wieder verkaufen könnte und so „gratis“ die Dividende erhalten hätte. So einfach ist das natürlich nicht. An dem Tag, an dem die Dividende vom Unternehmen ausgeschüttet wird, fällt der Kurs der Aktie um den Wert der ausgezahlten Dividende. Der Auszahlungstag ist jedoch nicht gleichbedeutend mit dem Zahltag auf Dein Konto. Je nach Aktie und Depotanbieter kann das schon einmal ein paar Wochen dauern.
Eine Dividende wird grundsätzlich mit der Kapitalertragssteuer besteuert. Die Abgeltungssteuer beträgt in Deutschland pauschal 25 Prozent. Hinzu kommt noch der Solidaritätszuschlag in Höhe von 5,5 Prozent. Ja du hast richtig gelesen, obwohl der Solidaritätszuschlag eigentlich abgeschafft wurde, gilt er weiter auf Kapitalerträge. Zudem kann noch die Kirchensteuer anfallen, falls Du Kirchenmitglied bist. Denk also immer daran, den Freistellungsauftrag bei Deinem Depotanbieter zu stellen, damit Du 801 Euro steuerfreie Gewinne bzw. Dividenden erwirtschaften kannst.
In Ausnahmefällen kannst Du sogar die Dividende komplett steuerfrei erhalten. Dies ist zum Beispiel der Fall, wenn Du Aktien von der Telekom hältst. Da die Deutsche Telekom ihre Dividenden vollständig aus ihrem steuerlichen Einlagekonto im Sinne des § 27 Körperschaftssteuergesetz leistet, erfolgt die Auszahlung ohne Abzug von Kapitalertragssteuer und Solidaritätszuschlag. Beachten musst Du allerdings, dass die Dividende in diesen Fällen die steuerlichen Anschaffungskosten der Aktien senkt. Das bedeutet, dass dein Einstiegpreis bei der Aktie um die Dividende gemindert wird und Du somit die „steuerfreie Dividende“ später beim Verkauf der Aktien versteuer musst. Natürlich nur, wenn Du die Aktie mit Gewinn verkaufst.
Wichtig zu erwähnen ist, dass Du wie bei allen nicht marktneutralen ETFs die Diversifikation nicht aus den Augen verlieren darfst. Nehmen wir das oben genannte Beispiel des SPDR S&P Global Dividend Aristocrats UCITS ETF. Dieser ETF zahlt dir zwar eine Dividendenrendite von ca. 3,8 Prozent pro Jahr, doch enthält dieser ETF nur 98 Unternehmen. Du siehst, dass ein Depot, das nur aus diesem ETF bestehen würde, die Idee von ETFs nicht ganz erfüllen würde. Der Vanguard FTSE All-World High Dividend Yield UCITS ETF enthält dahingegen schon über 1.800 Unternehmen. Hier könnte man schon von einer ausreichenden Diversifikation sprechen, zumal auch die Schwellenländer in diesem ETF enthalten sind. Schaut man sich hingegen den normalen Vanguard FTSE All-World UCITS ETF an, erkennt man schnell das die Dividendenversion knapp 2.000 Unternehmen weniger als der große Bruder hat. Das heißt, dass Du Dich bei der Auswahl eines Dividenden-ETFs immer fragen musst, ob Du weiter ausreichend diversifiziert bist.
Übrigens musst Du auch innerhalb des ETFs darauf achten, dass Du in den verschiedenen Branchen ausreichend diversifiziert bist. Bei dem marktneutralen Vanguard FTSE All-World UCITS ETF ist zum Beispiel die Technologiebranche mit knapp 20,5 Prozent am stärksten vertreten. Bei der Dividendenvariante ist es die Finanzbranche mit knapp 26 Prozent. Die Technologiebranche findet sich mit knapp 10 Prozent nur noch auf Platz vier wieder. Dies hat vor allem den Hintergrund, dass Technologieunternehmen wie Amazon häufig keine oder nur eine geringe Dividende ausschütten. Gerade Unternehmen aus den „Old Economy“ Branchen wie Gesundheitswesen, Bankwesen, Energie und Automobil zahlen eher Dividenden.
Außerhalb der rein faktischen Punkte gibt es noch eine weitere Facette zu betrachten. Den meiner Meinung nach, haben Dividendentitel im Depot auch eine psychische Komponente, die man nicht außer Acht lassen sollte. Mittlerweile sind viele Menschen auf die Börse gekommen und legen fleißig ihr hart erarbeitetes Geld an. Viele legen sogar so viel an, dass sie ihren Gürtel im Leben etwas enger schnallen, weil sie für die Altersvorsorge gut aufgestellt sein wollen. Doch vergleiche ich dieses Vorgehen oft mit einer Diät. Wenn Du zu schnell zu viel möchtest, leidest Du irgendwann darunter. Denn irgendwann ist die Börse „Schuld“, dass Du dir kein schönes Leben leisten kannst. Bekommst Du hingegen Geld in Form von Dividende ausgezahlt, hast Du den psychologischen Vorteil, dass die Börse Dir Deinen Luxus zahlt. So bleibst Du langfristig motiviert, da Du siehst, dass es wirklich etwas bringt, sein Geld anzulegen.
Ein Dividenden-ETF im Depot kann durchaus Sinn ergeben. Durch die ausgezahlten Dividenden kannst Du Dir in regelmäßigen Abständen etwas gönnen, das Dir Dein Geld erarbeitet hat. So weißt Du immer, warum Du Dein Geld an der Börse anlegst.
Anderseits solltest Du immer darauf achten, dass Dein Depot weiterhin breit diversifiziert bleibt und Du nicht alles auf eine Karte setzt. Und Du solltest Dich auch nie auf die Dividende als festes Einkommen verlassen. Denn so wie die Hauptversammlung bestimmen kann, dass eine Dividende ausgezahlt wird, kann sie auch bestimmen, dass sie in einem Jahr nicht ausgezahlt wird.
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