Interview mit Cooler Future

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6. Juni 2021

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Ich rede mit Julius von Cooler Future darüber, wie wir als Individuen mit unseren Investments direkten Klimaeinfluss nehmen können! Unter anderem geht es darum, wie und warum dein Geld auf der Bank deinen CO2 Fußabdruck ruinieren kann, wie Cooler Future bis zum letzten Schritt der Lieferkette sicherstellt, dass das Investment wirklich nachhaltig ist und welchen Mindshift er sich für unsere Zukunft wünscht! Viel Spaß mit dem Interview!

Nachhaltigkeit an der Börse

Max: Das Thema Nachhaltigkeit ist seit Corona an der Börse omnipräsent, woran liegt es?

Julius: Es ist natürlich derzeit etwas en vogue und sexy. Wir beobachten definitiv, dass sich der Markt geändert hat. Viele jüngere Leute investieren nun und haben durch Corona die Zeit gefunden, sich mehr mit dem Thema zu beschäftigen. Die Neobroker haben mit ihren günstigen Kostenstrukturen einen Beitrag dazu geleistet. Als Cooler Future möchten wir genau die Leute ansprechen, für die das Thema Nachhaltigkeit wichtig ist und die nicht lange Aktienanalysen durchführen wollen bzw. auch nicht die Zeit hierzu haben. Gerade Leute die sich etwas Unterstützung beim Thema nachhaltiges Investieren erhoffen, können wir mit unserem Produkt helfen.

Grüner Impact an der Börse

Max: Denkst du, dass man an der Börse mit seinem Investment einen grünen Impact haben kann?

Julius: Man muss zwischen Direct Impact und Indirect Impact unterscheiden. Direct Impact ist an der Börse schwierig. Wenn ich eine Aktie kaufe, dann hat das Unternehmen nicht plötzlich mehr Geld. Wir sind aber davon überzeugt, dass der Zufluss in nachhaltige Investments einen Beitrag hat, weil hierdurch die Finanzierung für Unternehmen, die nicht nachhaltig sind, natürlich komplizierter wird. So wird auch der Druck auf diese Unternehmen zunehmen.

Einflussmöglichkeiten

Max: Wie wollt ihr einen noch direkteren Einfluss haben?

Julius: Wir möchten mit unseren Stimmrechten über die von uns gehaltenen Anteile direkten Einfluss darauf nehmen, wie Unternehmen weiterhin handeln. Die Unternehmen werden von uns vor allem mit Hinsicht auf den Klimawandel und die Klimafreundlichkeit der Unternehmen genau angeschaut. Wir werden mit Fragen und unserem Abstimmungsverhalten direkten Impact nehmen können.

Cooler Future Fonds

Max: Hierfür werdet ihr einen Fonds gründen.

Julius: Genau. Das wird ein klassischer Fonds, der in grüne Anleihen und Aktien investiert. Auf der Aktien Seite wählen wir Unternehmen aus, die ambitionierte Klimaziele haben. Das heißt, wir suchen Unternehmen, die den CO2e Ausstoß bereits stark reduzieren und zusätzlich ambitionierte grüne Ziele für die nächsten 20 bis 30 Jahre haben.

Ausschluss von Greenwashing

Max: Könnt ihr sicherstellen, dass die Unternehmen nicht nur Greenwashing betreiben?

Julius: Das können wir. Die Unternehmen, die für uns interessant sind, sind durch unabhängige Initiativen wie SBTi und CDP validiert . Aber wir gehen auch einen Schritt tiefer und versuchen das volle Bild zu bekommen. Wir gehen sogar soweit, dass wir die gesamte CO2e-Kette betrachten. Das heißt, dass wir die Emissionen bis zu den Zulieferern betrachten. So geben wir den Unternehmen nicht die Möglichkeit über ihre Nachhaltigkeitsziele zu täuschen.

Investieren in den Fonds

Max: Wie kann man in euren Fonds investieren und ab welchen Summen geht es los?

Julius: Wir geben Investoren die Möglichkeit, über unsere App direkt in unseren Fonds zu investieren. Wie bei anderen Brokern eröffnest Du in der App ein Konto und ein Depot. Langfristig haben wir die Vision, auch andere Produkte über unsere Plattform anzubieten.

Kostenstruktur

Max: Welche Kosten wird euer Fonds haben?

Julius: Ausgabeaufschläge und Depotführungsgebühren wird es in der App nicht geben. Die Kosten werden etwas höher sein als bei einem klassischen ETF, weil durch die intensiven Recherchen, die wir kontinuierlich durchführen, haben wir gewisse Mehrkosten. Durch die Recherchen kann ein Unternehmen auch aus dem Portfolio ausgeschlossen werden. Dieser kontinuierliche Prozess hat natürlich einen gewissen Aufwand. Die genauen Kosten werden wir pünktlich zum Launch kommunizieren.

Launchdate

Max: Wann wird eure App auf den Markt kommen?

Julius: Wir sind technisch schon fertig und testen auch schon eifrig. Voraussichtlich wird es in den nächsten zwei bis drei Monaten sein.

Renditevorstellung

Max: Habt ihr eine Zielvorstellung in welchem Rahmen die Rendite des Fonds liegen wird?

Julius: Wir wollen definitiv marktgerechte Renditen erzielen und im Idealfall sogar den Markt schlagen. Aber Versprechungen kann man natürlich nicht geben. Die Corona Krise hat aber gezeigt, dass ESG Fonds besser performt haben. Das Thema Klima ist für viele Unternehmen in der Zukunft ein Risikofaktor. Und wenn ich als Unternehmen da gut aufgestellt bin, glaube ich auch, dass man in der Zukunft höhere Gewinne erzielen kann.

CO2e Anzeige

Max: In der App zeigt ihr, wie viel CO2e die Unternehmen einsparen, wie kommt ihr an die Zahlen?

Julius: Auf der Aktienseite bekommen wir die Zahlen von unabhängigen Initiativen und Datenanbietern. Bei den Anleihen tragen wir die Daten aus vielen verschiedenen Quellen zusammen und bauen zur Zeit eine eigene Datenbank auf. 

ESG ETFs

Max: Was hältst Du von ESG* ETFs?

Julius: Das Problem bei ESG ETFs ist, dass es noch keine globalen Standards gibt, was ESG eigentlich ist. Wir brauchen mehr vergleichbare globale Standards! Bei unserem Fonds achten wir auch auf die ESG Kriterien. Gerade die Unternehmensführungskriterien übernehmen wir aus ESG. Bei dem Thema Umwelt gehen wir aber noch tiefer in die Materie.

Es ist definitiv ein Schritt in die richtige Richtung, wenn man nicht in einen normalen ETF investiert, sondern in einen ESG Fonds. Die schlimmsten Player kann man mit solchen ETFs schon einmal herausfiltern.

Wir gehen noch einen Schritt weiter und screenen die Unternehmen, die sich besonders ambitionierte Ziele gesetzt haben.

Ökologischer Fußabdruck von Geld

Max: Welcher Punkt der nachhaltigen Geldanlage wird in euren Augen nicht genug beleuchtet?

Julius: Ganz klar der ökologische Fußabdruck von Geld. Wenn man sein Geld nur auf dem Konto liegen hat, hat es trotzdem einen gewissen Fußabdruck. Es hat einen Impact bei welcher Bank man sein Konto hat. Die Banken arbeiten, natürlich auch mit dem Geld, das wir den Banken geben. Sie investieren das Geld in Unternehmen, die vielleicht nicht so nachhaltig handeln. Die Angestellten der Bank treffen die Entscheidung, in welche Produkte dein Geld investiert wird. Ich glaube nur, wenn man sein Geld selber in die Hand nimmt, kann man den Überblick bewahren.

Wunsch für die Zukunft

Max: Letzte Frage: Wenn Du dir etwas für unsere Welt wünschen kannst, was wäre das?

Julius: In meinen Augen sollten wir das Thema Nachhaltigkeit weniger mit Verzicht verbinden. Sondern wir sollten vielmehr einen Mehrwert für uns alle sehen. Wenn man sich zum Beispiel das Thema Ernährung anschaut, heißt es immer, dass man auf Fleisch verzichten sollte. Aber vielleicht sollte man vielmehr Folgendes sehen:

Es ist nicht nur gut fürs Klima, sondern es ist gleichzeitig auch gut für meine Gesundheit. Sodass man eine Win-Win Situation schafft. Wir sollten bei vielen dieser Aspekte nicht immer so negativ eingestellt sein. Vielmehr sollten wir eine positive Vorgehensweise an den Tag legen.