Nachhaltiges und moralisches Investieren mit ETFs

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18. April 2021

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Die Welt befindet sich in einem Wandel. Nachrichten von verheerenden Waldbränden und Krisengebieten häufen sich. Zudem verhindert Korruption soziale Aufstiege von ganzen Ländern.

Wir müssen uns fragen, wie wir einen Weg einschlagen können, um dem Klimawandel und moralisch fragwürdigen Strukturen zu begegnen und diesen entgegenzuwirken. Das geht nicht nur über Handlungen im Alltag, sondern auch mit unseren Investitionen.

Derzeit kommen eine Vielzahl von ETFs mit dem Label „nachhaltig“ auf den Markt. Die beiden bekanntesten Labels sind hier sicherlich „ESG“ (engl. Environmental, Social and Governance) und „SRI“ (engl. Socially Responsible Investing). Doch was verbirgt sich hinter diesen Kennzeichnungen und halten sie, was sie versprechen? In diesem Beitrag werde ich dir das Thema nachhaltiges und moralisches Investieren mit ETFs näherbringen.

ESG und SRI Indizes

ESG: Hinter der Kennzeichnung „ESG“ oder auch „ESG Screened“ steht ein Index auf einen bestimmten Markt, der Aktien ausschließt, die bestimmte Vorgaben in den Bereichen Umwelt (z.B. Umweltverschmutzung, knappe Naturressourcen), Soziales (z.B. arbeitsrechtliche Fragen, Datensicherheit) und Unternehmensführung (z.B. unethische Geschäftspraktiken) nicht erfüllen. Zudem sollen in den Index keine Unternehmen Einzug finden, die ihr Geld mit Schusswaffen, Atomwaffen oder Tabak verdienen.

In dem MSCI World ESG Screened Index sind derzeit 1.498 Unternehmen enthalten. Der MSCI World beinhaltet dagegen 1.600 Positionen. Vielleicht kommen dir hier erste Zweifel, wie nachhaltig ein solcher ETF sein kann, der sich nur um knapp 100 Unternehmen von seinem großen Bruder unterscheidet. Das folgende Label ist da konsequenter.

SRI: Ein SRI ETF schreibt sich selbst das „sozial verantwortliche Investieren“ (Socially Responsible Investing) auf die Fahne. Ein SRI ETF geht einige Schritt weiter und verschärft die ESG Richtlinien. Hier werden zusätzlich Unternehmen ausgeschlossen, die unter anderem in den Bereichen Militärausrüstung, Alkohol, Erwachsenenunterhaltung, Glücksspiel und Gentechnik beheimatet sind.

Der MSCI World SRI Index umfasst nur noch 385 Unternehmen. Das entspricht lediglich einem Viertel des MSCI World. Selbst ein Unternehmen wie Apple findet in der strengeren Version keinen Platz mehr.

Vergleich der Rendite

Da wir nun einmal unser Geld nicht nur für den Weltfrieden einsetzen, sondern auch eine möglichst gute Rendite erzielen wollen, werfen wir den Blick nun auf die Performance des MSCI World Index gegenüber der des MSCI World SRI.

Auf 10 Jahressicht hat der MSCI World durchschnittlich 10,81 % pro Jahr erwirtschaftet, der MSCI World SRI dagegen sogar durchschnittlich 11,32 % pro Jahr (Quelle: www.msci.com). Somit schlägt der nachhaltige kleine Bruder sogar den Weltindex knapp. Natürlich kann der Blick zurück kein Versprechen für die Zukunft geben, aber deine Sorgen hinsichtlich der Rendite sollten gemindert sein.

Kritik an solchen nachhaltigen ETFs

Irreführend bei den Labels ist, dass jeder Anbieter andere Nachhaltigkeitskriterien anstellen darf und dass keine Einigkeit darüber herrscht, wie man einen ETF hinsichtlich der ESG und SRI Indizes genau abbildet. Es ist verständlich, dass eine Beurteilung von sozialen und ökologischen Maßstäben von subjektiven Faktoren abhängig ist, sodass auch gegebene Kriterien anders eingeschätzt werden können. Doch macht es dies für den Privatanleger sicherlich nicht einfacher.

Ich möchte dir ein Beispiel geben. Der kleine fleißige Saugroboter, der deine Wohnung frei von Schmutz hält, während du in der Arbeit bist, kann mit Sensoren und Software aus der Militärbranche ausgerüstet sein (Quelle: die Welt vom 12.07.2018: „Wussten Sie, dass Ihr Roboter mit Militärtechnik saugt?“). Wie soll man nun das Unternehmen des Saugroboters unter SRI Kriterien betrachten, die keine Militärausrüstung zulassen möchten? Du siehst, dass es hier durchaus schwierig ist, auf einen Nenner zu kommen.

Zudem verwendet manch ein Anbieter das Prinzip „Best in Class“. Man kann dieses Prinzip so beschreiben, dass aus jeder Branche Unternehmen herausgefiltert werden, die im Hinblick auf nachhaltiges Wirtschaften bei der Umsetzung der genannten Kriterien führend sind. Aber wie nachhaltig ist das nachhaltigste Rüstungsexportunternehmen?

Fazit

Schlussendlich sollten wir nicht den Fehler machen, reflexartig in das beliebte Phänomen des „Whataboutism“ abzudriften. Wir haben nur diese eine Welt, die wir unseren Kindern hinterlassen können. Jeder Schritt in die richtige Richtung ist ein wichtiger.

Zudem werden die Kriterien laufend nachgeschärft, verbessert und transparenter. Je mehr Anleger auf die nachhaltigen Varianten ausweichen, desto schneller wird die Entwicklung dieser Indizes und ETFs von statten gehen. Auch wenn wir hierfür noch manch Unternehmen akzeptieren müssen, das die Kriterien noch nicht ganz erfüllt.

Die Entwicklung zu mehr Nachhaltigkeit schreitet voran und muss unterstützt werden. So gibt es zum Beispiel die weitere Kennzeichnung „ESG Trend Leaders“ für ETFs, die Unternehmen aufnehmen, welche zwar derzeit noch keine gute nachhaltige Bewertung erhalten, die aber einen starken Trend in Richtung Nachhaltigkeit zeigen.

Den Unternehmen ist zudem etwas daran gelegen, in große ETFs aufgenommen zu werden, da hierdurch ihre Aktien von den ETF-Anbietern gekauft werden müssen. Wenn sich nun der Trend in Richtung nachhaltige ETFs verstärkt, werden die Unternehmen gedrängt, nachhaltiger zu werden, um so in die beschriebenen ETFs zu gelangen. Und wer weiß, vielleicht brauchen wir in Zukunft die Kennzeichnungen ESG oder SRI gar nicht mehr, da alle Unternehmen ihren Beitrag zu einer nachhaltigeren Welt leisten. Zu wünschen wäre es.